Buchhalter verzockt Unsummen beim Lotto
Spielsucht hat viele Gesichter. In Deutschland sind nach Schätzungen über eine halbe Millionen Menschen pathologische Spieler. Experten zufolge ist die Dunkelziffer hoch. Die von der Spielsucht Betroffenen kommen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten. Über 80 Prozent der krankhaften Spieler hängen an sogenannten einarmigen Banditen. Explizite Lottosucht ist demgegenüber relativ selten. Der Suchtfaktor von Lotterien ist verglichen mit dem Suchtfaktor von Spielautomaten um ein Vielfaches geringer. Doch Ausnahmen bestätigen ja bekanntermaßen die Regel. Passend zu dieser Volksweisheit haben unsere Recherchen einen besonders bemerkenswerten Fall von Lottosucht ans Tageslicht gebracht, von dem wir Ihnen nun in aller gebotenen Kürze berichten wollen.
In Nürnberg muss ein untreuer Buchhalter mit bis zu drei Jahren Haft rechnen. Gegenstand der Verhandlung war die Veruntreuung von knapp 1 Million Euro. Das Motiv lautete: Spielsucht. Über vier Jahre hatte ein Buchhalter einer renommierten Nürnberger Baufirma quasi im Wochenrhythmus vierstellige Beträge veruntreut. Der Mann gab im Laufe der Verhandlung zu, Beträge in Höhe von 2000 bis 9000 Euro pro Woche für Lottoscheine ausgegeben zu haben – eine außerordentliche hohe und für die Deutschen Klassenlotterien ausgesprochen unübliche Summe. Um nicht aufzufallen, verteilte der Angestellte seine Tipps auf verschiedene Annahmestellen der Stadt. Als er doch einmal von einem Kioskbetreiber auf die hohen Einsätze angesprochen wurde, redete sich der damals 44jährige mit dem Erhalt eines üppigen Erbes heraus. Für Außenstehende ist es im Nachhinein nur schwer nachzuvollziehen, dass das wilde Treiben über mehrere Jahre keinem in der Firma aufgefallen sein soll. Die Chefetage schöpfte offenbar erst Verdacht, als in der Firma bekannt wurde, dass sich der Buchhalter zur Hochzeit seiner einzigen Tochter außerordentlich spendabel gezeigt hatte. Nun wurde er geprüft – und flog auf.
Ende 2011wurde der pathologische Spieler dann schließlich verhaftet. In der Untersuchungshaft zeigte sich der Ruinierte außerordentlich reumütig und offenbarte seiner alten Firma, wie er jahrelang unter großem Druck seine Tat verschleiert hatte. Die Verhandlung zu dem komplexen Fall ist bis dato noch nicht abgeschlossen.
Sollten Sie Probleme mit dem Spielen haben, informieren Sie sich bitte Im Internet zum Thema Glücksspiel und Sucht und besorgen Sie sich Hilfe. Auf den Internetseiten der Deutschen Klassenlotterien finden Sie umfangreiches Informationsmaterial sowie Kontakt zu Beratungsstellen in Ihrer Nähe.
Unser Tipp: Lassen Sie es erst gar nicht soweit kommen. Beugen Sie der Suchtgefahr mittels eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Glücksspiel vor: Überschreiten Sie niemals Ihr Limit und spielen Sie stets in realistischem Verhältnis zu Ihrer finanziellen Situation. Grundsätzlich kann man wohl festhalten: 2000 bis 9000 Euro pro Woche sind eindeutig zu viel.