Seit mein Mann seinen Job in der Schraubenfabrik verloren hat, ist er einfach nicht mehr derselbe. Über fünfzehn Jahre hat er dort gearbeitet und es sogar bis zum Vorarbeiter in seiner Abteilung gebracht. Jeden Morgen fuhr er stolz mit seiner Brotbüchse und der Bildzeitung unter dem Arm mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Firma verlor im vergangenen Jahr unverschuldet zwei ihrer wichtigsten Kunden, und in der darauf folgenden Sanierung gehörte der Arbeitsplatz meines Mannes zu den vielen Stellen, die betriebsbedingt gekündigt wurden. Das nennt man heute Globalisierung. Es ist schon verrückt, wie austauschbar wir heute im Beruf sind. Mein Mann bekam zwar eine kleine Abfindung von 20 000 Euro, aber bedenkt man, was mein Mann alles für die Firma geopfert hat – allein gesundheitlich – so ist der Betrag doch sehr gering. Früher hätte es so etwas nicht gegeben. Zunächst bemühte sich mein Mann Helmut noch um eine andere Stelle, aber als Mittfünfziger sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt doch recht überschaubar, und nach einer Vielzahl fadenscheiniger Absagen gab mein Mann langsam, aber sicher die Hoffnung auf eine neue Stelle auf. Helmut zog sich immer weiter zurück, er sprach nur noch selten über sich und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Mein Mann zog früher nie nächtelang um die Häuser. Auch trank er damals nur ganz selten. Als Helmut immer öfter früh morgens betrunken nach Hause kam, dachte ich mir zunächst nichts dabei. Er wird traurig wegen seines alten Jobs sein und alles wird sich bestimmt von selbst wieder einrenken, dachte ich mir. Eines Tages entdeckte ich jedoch das wahre Ausmaß von Helmuts Absturz. Ich erhielt einen Anruf von unserem Bankberater, der mich zu einem persönlichen Gespräch einlud. In diesem Gespräch teilte er mir mit, dass alle unsere gemeinsamen Konten geplündert waren. 25 000 Euro Ersparnisse einfach verschwunden. Sie können sich vorstellen, dass ich geschockt war. Als ich meinen Mann entrüstet zur Rede stellte, gestand der Arme mir unter Tränen, dass er das Geld im Casino verspielt hatte. Nächtelang hatte er vor den einarmigen Banditen gesessen und unsere gesamten Ersparnisse sukzessive in die Maschine gesteckt.
Sollten Sie oder Ihre Angehörigen Probleme mit dem Glücksspiel haben oder Informationen benötigen, um das Glücksspiel aufzugeben, wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt oder an einen Therapeuten für Suchtkrankheiten. Nützliche Informationen zum Thema Glücksspiel finden Sie auch im Internet, zum Beispiel auf den Seiten der Deutschen Lottobetreiber der jeweiligen Bundesländer. Aufgrund des Deutschen Glücksspielstaatsvertrags sind die Lottogesellschaften zu Information und zur Prävention verpflichtet.
Mein Mann hat vor einigen Monaten eine Gesprächstherapie begonnen. Er hat seither nie wieder ein Casino betreten.